Mitarbeiterführung


4. Stimmt unsere Mitarbeiterführung noch?

Solange man Mitarbeiter als „Personal“ bezeichnet, wird man es auch so behandeln: „Dienen kommt vor Verdienen“ hört man auch heute noch aus vielen Verbandsmündern und von Chefs. Wer von „Personal-Essen“ oder „Personal-Zimmer“ spricht, meint damit nichts anderes, als „das ist für den Gast nicht mehr gut genug, aber für´s Personal reichts´s noch!“

Wer seine Mitarbeiter/innen nicht wie wertvolle Mit-Menschen betrachtet und sie so behandelt, wie er selbst behandelt werden möchte, wird sein „Personal“ auf noch so viele Motivationsseminare schicken können, es wird nie funktionieren.

Wer seine Mitarbeiter über die Unternehmensziele im Unklaren lässt, wird nie erreichen, dass sie selbständig denken und handeln können. Doch vielleicht wollen das viele ja auch gar nicht: „Die sollen das machen, was ich ihnen sage und damit basta!“ Order per Mufti scheint auch heute noch in vielen Betrieben das A und O der Mitarbeiterführung zu sein.

Wer erarbeitet denn schon mit seinen Abteilungsleitern ein Jahresbudget und gibt ihnen freie Hand, im Rahmen dieses Budget eigene Entscheidungen – auch finanzieller Art – zu treffen?

Man muss ja nicht gleich alle Führungskräfte zu einer dreitätigen Klausur in Spitzenhotels dieser Welt einladen, wie Klaus Kobjoll dies praktiziert, doch alle Zahlen vor den Mitarbeitern als „GeKaDoS“ (Geheime Kommandosache) zu behandeln, dürfte wohl nicht mehr der richtige Weg sein.

Wer seine Mitarbeiter/innen gut führt, hat auch ein erfolgreiches Unternehmen. Daher ist Mitarbeiterführung = Unternehmensführung.

Ohne ein Leitbild oder auch „Credo“ genannt, sollte heute kein Betrieb mehr arbeiten.

Darin muss stehen:

  • Was ist unsere Grundüberzeugung? (Wollen wir eine nette Gaststätte oder das beste Grandhotel auf Erden sein)
  • Welche Einstellung haben wir zu unseren Gästen? (Wollen wir sie als „Paxe“ betrachten oder die besten Gastgeber sein?)
  • Wollen wir nur Profit machen oder Freude am Beruf haben?
  • Wollen wir Stammgäste oder nur Einmal-Gäste haben?
  • Wollen wir Mit-Unternehmer oder Personal haben?
  • Welche unternehmerischen Ziele streben wir an?
  • Wie wollen wir diese erreichen?
  • Mit welchen Methoden und Mittel wollen wir dies erreichen.
  • Wie viel Zeit geben wir uns dafür?

Man liest und hört immer wieder, dass „Meine Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital.“ Doch in der Praxis erweist sich diese Floskel eher als Zynismus: Sie sind nur dazu da, den Gewinn des Unternehmer zu mehren.

  • Welcher Unternehmer lässt seine Mitarbeiter am Erfolg teilhaben?
  • Wer gibt leitenden Mitarbeitern Gewinnbeteiligungen?
  • Wer gibt Unternehmensanteile an Mitarbeiter ab und macht sie zu Gesellschaftern oder Mit-Unternehmern?

Was in vielen Unternehmen anderer Branchen als „Beteiligungsmodelle“ längst in erfolgreiche Praxis umgesetzt worden ist, – z. B. Bertelsmann als eines der führendsten und bekanntesten – ist in der Hotellerie und Gastronomie noch die ganz große Ausnahme.

Moderne Management-Methoden sind eher exotisch und werden – wie bei Kobjoll – zwar immer wieder mit Begeisterung auf Seminaren angehört – im eigenen Betriebe jedoch nicht angewendet:

„Ja, der hat es gut. Mit solchen Mitarbeitern kann man das ja auch machen, aber meine? Nein, das geht nun wirklich nicht.“

„Ja, wenn ich so einen Laden hätte, könnte ich es auch machen.“

„Wenn mein Hotel in Nürnberg stehen würde, dann vielleicht, aber hier bei mir geht das einfach nicht!“

Soll ich noch weitere Sprüche loswerden?

Vor vielen Jahren, als ich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn stand, habe ich mal einen Satz von Kurt Steinhoff gelesen, der nach einer USA-Reise sagte:

„Man muss nicht kopieren, sondern kapieren!“

Diesen Satz habe ich nie vergessen und ein Leben lang danach gehandelt.

So sollte man auch nicht McDonald kopieren, sondern aus der Methode lernen, denn so erfolgreich wie diese Kette ist, wird man so leicht nicht werden. Doch wenn man sich überlegt, wie man die eine oder andere Methode auf seinen eignen Laden überträgt, dann hat man schon halb gewonnen. Man bliebt individuell und hat doch von einem Systemer viel gelernt.

zurück